Laute Gitarren und lange Haare!
Die Berliner Band Kadavar rockt in Marburg
Zu psychedelischen Klängen und und tosendem Jubel der Fans schlendern drei langhaarige Gestallten mit Röhrenjeans und Fransen-Weste über nacktem Oberkörper auf die schummrig beleuchtete Bühne. Sie wirken wie ein Relikt aus den 70ern, sind jedoch brandaktuell! Die Berliner Band Kadavar rockt in Marburg schnörkellosen Retro-Rock über die Köpfe im vollen Saal des KFZ.
Kadavar sind ein musikalisches Bollwerk. Dazu trägt auch das zentral vorne auf der Bühne platzierte Schlagzeugpodest bei. Mit diabolischem Blick reckt Schlagwerker Christoph „Tiger“ Bartelt seinen Drum-Stick in die Höhe und sofort herrscht Stille. Sekundenbruchteile später kracht einem kompromissloser Hardrock aus den Boxen in die Magengrube, gewürzt mit etwas Blues und Psychedelic. Mit ihrem reduzierten Line-Up aus Gitarre, Bass und Schlagzeug rocken Kadavar alles in Grund und Boden, was ihnen im Wege steht. Bartelt wirkt ein wenig, wie das Tier aus der Muppet-Show, wenn er mit fliegenden Haaren wild auf alles einprügelt, was auch nur entfernt an Trommel oder Becken erinnert. Lässt er seine Double-Base krachen, rieselt irgendwo leise der Putz von der Decke.
Das Berliner Trio zeigt sich am Samstagabend in Bestform. Ungestümer Bombast-Rock der alten Schule mit stadiontauglicher Bühnenshow. Keuchend arbeitet die headbangende Menge im Saal die zweistündige Set-List ab, kaum ein Song unterhalb der fünf Minutenmarke. Pausen gibt es nicht, dafür aber viel begeisterten Jubel für die Band.
Mit fliegenden Haaren malträtieren Sänger und Gitarrist Christoph „Lupus“ Lindemann und Bassist Simon „Dragon“ Bouteloup ihre Instrumente. Unermüdlich donnern Bassläufe durch den Raum. Die Gitarre in ikonischer Pose in die Höhe gereckt, reiht Lindemann minutenlang Tonleiter an Tonleiter und lässt die Gibson kreischen. Mit prägnanter Stimme, quietschendem WahWah-Pedal und saftig-verzerrten Riffs ist er prägend für den Sound der Band.
Kadavar rocken richtig ab und zeigen auch bei ihrem zweiten Besuch in Marburg, dass sie, trotz ihrer drei gefeierten Studioalben, live einfach eine verdammt große Rocknummer sind. Zum Niederknien!