Tingvall Trio im KFZ
Sie kommen aus Schweden, Kuba und Deutschland. Für ihre Musik bekamen sie den Jazz-Echo als Ensemble und erhielten mehrere Jazz Awards für kommerzielle Erfolge, sie wurden als Live Act des Jahres gewählt und in einer beispiellosen Erfolgsgeschichte bei Auftritten in über 20 Ländern bejubelt. Das Marburger KFZ ist nicht grundlos bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. Mit lautem Applaus und großen Erwartungen empfangen die Zuschauer am Samstagabend das Tingvall Trio.
In klassischer Triobesetzung mit Klavier, Kontrabass und Schlagzeug zeigen die Musiker vom ersten Tastenanschlag, dass sie die Erwartungen sogar noch übertreffen können. Beim Tingvall Trio mischen sich das enorm facettenreiche und malerische Schlagzeugspiel von Jürgen Spiegel aus Bremen, skandinavische Jazzmelodien von Pianist Martin Tingvall und die südliche Leichtigkeit der groovenden Basslinien des Kubaners Omar Rodriguez Calvo zu einer fulminanten Mischung.
Ihr Spiel überzeugt mit der Leichtigkeit, mit der sich die Musiker ihrer Themen annehmen. Langsam bauen sie Spannung in ihren Stücken auf, die meist in einem großen Finale gipfeln. Gekonnt fügen die Musiker die üblich ausufernd-komplizierten Soloeskapaden dezent in ihre Stücke ein, so dass sie begeistern, aber den Fluss der Musik nicht stören.
Das virtuose Trio präsentiert den begeisterten Zuschauern mit überschwänglicher Spielfreude zwei Stunden Jazz vom Feinsten. Locker und leicht sind die Klavierläufe, die Tingvall den Tasten entlockt. Gefühlvoll, manchmal rockig und oft beschwingt, hat er stets seine Mitspieler im Blick. Kraftvoll und dynamisch perlen Tingvalls Kompositionen durch den Raum, harmonieren perfekt mit den Bassläufen von Calvo. Er zupft und streicht, völlig vertieft in die Musik, auf den Saiten und lässt seinen Kontrabass fliegen.
Die Themen der Stücke reichen von Melodien der nordischen Abgeschiedenheit bis hin zu poppigen Balladen ihrer aktuellen CD Beat. Hier zeigt sich auch die Vielfältigkeit von Schlagwerker Spiegel. Sanft streichen seine Besen die Becken, rascheln seine Finger über ein Waschbrett. Aber er kann auch anders. Immer schneller und lauter wird die Beat Train, die langsam und schnaufend Berge erklimmt und dann in rasanter Fahrt mit trommelndem Dampfkessel durch weite Landschaften zieht. Großartiges Kopfkino!
Die Musik des Trios löst bei den Marburger Zuschauern Begeisterungsstürme aus. Der Applaus will nicht mehr abreißen, nachdem Martin Tingvall den finalen Song ankündigt. Nochmals tritt das Tingvall Trio auf die Bühne, um eine bejubelte Zugabe zu spielen.