The Notwist

Die deutschen Indie-Legenden von The Notwist spielen im KFZ in Marburg. Vom Altersdurchschnitt sind die meisten der anwesenden Fans schon in ihrer Jugend in den frühen Neunzigern fröhlich von der Bühne gesprungen.

Mit einem nüchternen „Guten Abend“ betreten die sechs Musiker die düster illuminierte Bühne und legen direkt los. Ausufernde Ansagen gab es bei den introvertierten Musikern eher selten, mehr gab es auch diesmal nicht, dafür über zwei Stunden feinste Indie-Experimente.

Die Band, die sich um die Brüder Markus und Micha Acher im oberbayerischen Weilheim formierte, befindet sich seit nunmehr 30 Jahren im konstanten Prozess der klanglichen Weiterentwicklung und ist weiterhin auf der Suche nach immer neuen musikalischen Wegen. Konnte man das selbstbetitelte Debütalbum „The Notwist“ von 1990 noch getrost in die Ecke „schroffer Hardcore mit Schrammelgitarre“ einordnen, experimentiert die Band seit Jahrzehnten erfolgreich mit allerlei andern Stilrichtungen, was sie in der Indieszene zu einer der kreativsten Bands in Deutschland gemacht hat. Das zeigt sich auch in den unzähligen Nebenprojekten, von verschiedenen Elektropop- und Jazz-Formationen, über preisgekrönte Filmmusik bis zur musikalischen Leitung der Dreigroschenoper am Münchner Volkstheater (Micha Acher), in denen alle Mitglieder sonst noch  ihre kreativen Finger im Spiel haben.

Prägend für den Sound der Band ist der melancholisch-monotonen Gesang von Sänger und Gitarrist Markus Acher, der konstant unaufdringlich gegen kreischende Gitarren und laute Beats besteht. Bruder Micha Acker am Bass und Martin „Mecki“ Messerschmidt am Schlagzeug bilden die Kernbesetzung, bei Livekonzerten ergänzt um Karl Ivar Refseth (Vibraphon), Christoph „Cico“ Beck (Keyboards) und Max Punktezahl (Gitarre). Bei vielen Songs treffen ein klassisches Grundgerüst aus dröhnendem Bass, schrägen Gitarren und hämmernden Schlagzeug auf Synthesizer und Plattenteller, mit denen The Notwist ausufernde Klangwelten erschaffen. Überall fiept und knistert es, wenn der Klangkünstler Refseth loslegt, kommen noch zahlreiche Percussionelemente dazu. Völlig frei springen die Musiker zwischen handgemachten Technobeats, schwebenden Sounds aus dem Synthesizer und derben Gitarrenriffs. Die Fans sind begeistert, der Saal kocht. 

Nachdem The Notwist sich nach zwei Stunden Konzert verabschieden wollen wird die Band mit anhaltendem Applaus noch zwei mal auf die Bühne geholt. Auch nach drei Dekaden sind The Notwist konkurrenzlos hörenswert.