The Angelcy
Gespannt erwarten die etwa zweihundert Zuschauer am Dienstagabend The Angelcy. Die Band aus Tel Aviv begeistert das Marburger Publikum mit frischem Indie-Folk.
Von Weltenbummlern zu Gesellschaftskritikern, so könnte man die Entstehung von The Angelcy beschreiben. 2014 formierte sich die Gruppe um den überzeugten Couchsurfer Rotem Bar Or, der nach ausgiebigen Reiseerfahrungen die Idee hatte, er könne doch mal eine Band gründen und ein berühmter Sänger werden. In ihrer Heimat erspielten sie sich schnell ein treues und begeistertes Publikum und schafften es in die Playlist führender israelischer Radiosender. Mit frisch gepresster Platte erobern sie nun den europäischen Kontinent.
Die sechs Musiker präsentieren mit Gitarre, Schlagzeug, Viola, Kontrabass, Klarinette und Querflöte einen erfrischenden Mix aus Folk, Blues und ein wenig Klezmer, bei dem es dem Publikum schwerfällt, nicht zu tanzen. Charakteristisch für die Band ist die einzigartige Stimme von Gitarrist und Sänger Rotem Bar Or, der sehnsüchtig-lakonisch von den Freuden und Leiden des Lebens singt und dazu auf seiner Resonatorgitarre zupft oder fröhlich auf der Ukulele schrammelt.
Doch die Band läuft erst im Kollektiv zur vollen Größe auf. Die Mischung der vielen verschiedenen Instrumente macht den Charme ihrer Musik aus. Das rhythmische Rückgrat der Gruppe sind Maayan Zimry und Udi Naor, die parallel und im unermüdlichen Wechsel, von der Riesentrommel bis zum Miniglöckchen, eine Vielzahl Perkussionsinstrumente bearbeiten. Uri Marom (Klarinette), Maya Lee Roman (Violine) und Aner Paker (Kontrabass) spielen sich fröhlich groovend durch unterschiedliche Musikrichtungen. Die energetische Mischung springt sofort sofort auf die Zuschauer über, die ausgelassen tanzen und die Band mit viel Applaus feiern. The Angelcy kritisiert offen Vieles, was die aktuelle Politik ihres Heimatlandes ausmacht. Sie thematisieren den ewigen Nahostkonflikt oder die Wehrpflicht und gelten als Hoffnungsträger einer desillusionierten Jugend.
The Angelcy spielen sich mit Leichtigkeit in die Herzen der Marburger Zuschauer, die mit begeistertem Sonderapplaus noch eine Zugabe herausholen und so den ausgelassenen Konzertabend noch etwas verlängern können.