Das hündische Herz
nach der Erzählung von Michail Bulgakow
Bühnenfassung von Alexander Nitzberg
Eine Geschichte, bissig, böse und gemein, grotesk hinterhältig, schillernd vieldeutig und absurd komisch. Bulgakow schrieb sie 1925, als die junge Sowjetunion nach Bürgerkrieg und heftigen innerparteilichen Kämpfen eine ökonomische Neuorientierung versuchte: Kapitalistische Wirtschaftsmechanismen wurden teilweise wieder zugelassen. Dem standen aber die ursprünglichen revolutionären Ideale entgegen, vor allem die propagierte Erschaffung des “neuen Menschen”. Der kommunistische Idealist tritt zugunsten des kommunistischen Bürokraten in den Hintergrund.
Der geniale Chirurg Professor Preobraschenski hat sich auf verjüngende Operationen spezialisiert. Er wagt ein Experiment und implantiert dem streunenden Straßenköter Lumpi Hirnanhangdrüse und Hoden des eben verstorbenen Alkoholikers und Kleinkriminellen Tschugunkin. Die Operation gelingt, der Homunkulus lernt auf zwei Beinen gehen und sprechen, ist aber mit allen Eigenschaften des Spenders versehen: Er säuft, ist aggressiv und drückt sich äußerst vulgär aus. Er gibt sich als “neuer Mensch” den Namen Lumpikow und nimmt Anstellung als Leiter der Unterabteilung zur Säuberung der Stadt Moskau von streunenden Tieren. Dort hetzt er zunehmend die Kommunisten gegen seinen proletarierfeindlichen Schöpfer auf: Der gewissen- und verantwortungslose Widerling wird zur Gefahr für alle. Das Leben im Hause des Professors gerät zum Albtraum, in höchster Not wird Lumpikow zu Lumpi zurückoperiert. Er kann sich an die Ereignisse als “Mensch” gottlob nicht erinnern und lebt weiter ein glückliches Leben als Hund.
Auf groteske Art geht es Bulgakows Erzählung um die Frage, ob der Mensch überhaupt in der Lage ist, sich eine vernünftige Gesellschaftsordnung zu geben, oder ob die Ideale und moralischen Vorstellungen grundsätzlich das Böse und Inhumane auch in sich tragen.
Spielstätte: Black Box