Hamburg Blues Band
Alte Rock-Recken stürmisch gefeiert
Alternde Rocker, die es noch mal wissen wollen? Weit gefehlt! Wie ein guter Wein reift die Hamburg Blues Band mittlerweile schon seit 35 Jahren und wird dabei immer besser.
Die Kultformation von der Elbe um den Sänger und Rhythmusgitarristen Gert Lange begeisterte am Donnerstag über 300 Zuschauer im Marburger KFZ mit harten Bluesrock und einem Star-Aufgebot der Blues Szene auf der Bühne.
Ohne viel Tamtam legen die Jungs los. Die Zuschauer feiern die Band schon beim ersten Ton, der aus den fetten VOX-Amps in den Saal gepresst wird. Verschleißerscheinungen zeigt lediglich der fast lackfreie Fender Bass von Michael „Bexi“ Becker, der stoisch über den ganzen Abend seine groovenden Lines spielt und den Blues am laufen hält.
Frontmann Lange Hämmert derbe Akkorde aus seiner Stratocaster und lässt dazu seine typisch raue Reibeisenstimme erklingen. Als rhythmisches Fundament der Hamburg Blues Band wirbelt Hans Wallbaum unermüdlich die Drumsticks über Trommeln und Becken.
Nach einer kurzen Pause kündigt das Intro zum Klassiker wishing well den ersten Gast des Abends an – Maggie Bell, die als britische Antwort auf Janis Joplin, die Queen of Rock from Scotland gefeiert wird. Fakt ist, das die Schottin auch mit 73 Jahren ihre gewaltige Stimme gekonnt einsetzt und einen Konzertsaal zum überkochen bringt.
Des Guten nicht genug, schlurft nach einigen Songs noch The Voice Chris Farlow auf die Bühne und schnappt sich ein Mikro. Der 77-jährige Brite geht zwar etwas wackelig, lässt sich erst mal ein Bier bringen und zeigt dann den jubelnden Fans, was Stimmgewalt bedeutet.
Hammer! Ein Typ, dem man ernsthaft glaubt, das er singt, bis er tot auf der Bühne umfällt. Mit dem Grinsen eines Altmeisters duelliert grinsend er sich mit Solo-Gitarrist Krissy Matthews. Ein Blick, der sagt: Junge, du bist zwar schnell, aber ich hab den Blues. Matthews nimmt es schmunzelnd hin, er hat mit seinen 25 Jahren ja noch ein halbes Jahrhundert Zeit zur Legendenbildung.
Spaß bei Seite, mit Krissy Matthews hat sich die Hamburg Blues Band einen Gitarren-Virtuosen ins Boot geholt, bei dessen Saitenquälerei selbst bei Hendrix & Co die Pawlow’schen Sabberfäden in Strömen fliessen würden. Wenn er sich mit windendem Körper in seinen Soloeinlagen verliert, bleibt einigen staunenden Zuschauern doch mal der Mund länger offen stehen.
Tosender Applaus holt die gesamte Besetzung auch nach über zwei Stunden Konzert nochmal auf die Bühne. An das Aufhören denken die Hamburg Blues Band und ihre Gäste sicher noch lange nicht.