Pippo Pollina
Italienischer Kultbarde im KFZ
Innerhalb weniger Akkorde verzaubert Pippo Pollina sein Publikum. Er hat in seiner langen Karriere über dreißig Alben veröffentlicht, mit Größen, wie Georges Moustaki oder Konstantin Wecker, gespielt und schafft es auch noch nach Jahrzehnten auf der Bühne, seine Fans zu begeistern.
Il sole che verrà – die Sonne, die wieder kommt – heißt sein neuestes Album, welches Anfang 2017 erschienen ist. Schaut man sich die vollen Besucherreihen im, bis auf wenige Plätze fast ausverkauften, Kulturladen KFZ am Samstagabend an, ist die Sonne des Erfolgs bei Pollina niemals untergegangen.
Mit großem Jubel wird das Pippo Pollina Trio von den Zuschauern empfangen. Der aus Sizilien stammende Pollina singt keine italienischen Urlaubs-Schmachtfetzen von Dolce Vita und ewiger Liebe. Vielmehr besticht er durch seine unbändige Kreativität, sei es mit lyrischen Balladen, poetischen Protestliedern oder rockigen Songs. Das Thema seiner neuen Platte ist die Hoffnung in Zeiten der Gewaltspirale, eine Hoffnung, die von der Kunst ausgehen muss.
Ob am Klavier oder an der akustischen Gitarre, mit weicher, aber prägnanter Stimme und viel italienischer Leidenschaft zieht er die Zuschauer in seinen Bann. Begleitet wird er dabei vom Gitarristen Michele Ascolese und Roberto Petroli mit Saxophon und Klarinette. Sie unterstützen Pollina dezent im Hintergrund.
Pollina nimmt die Besucher mit zu vielen Stationen seines faszinierenden musikalischen Lebens. Ursprünglich wollte er Jura studieren, mit dem Ziel, sich als politischer Journalist gegen die Mafia in seiner Heimat zu engagieren. Stattdessen wurde er Musiker und verarbeitete seine politische Einstellung in zahlreichen eindrücklichen Werken.
Da wohl die wenigsten Anwesenden im Saal des Italienischen mächtig sind, werden die Texte auf einer Leinwand im Hintergrund übersetzt. Diese nutzt Pollina auch, um in längeren Ansagen und mit eingespielten Videosequenzen die Hintergründe zu verschiedenen Songs zu erklären. So inspirierte die Verweigerung der Wehrpflicht und die Unterstützung der Emanzipationsbewegung der Afroamerikaner von Muhammad Ali den Sänger, ein Stück über Protest und Widerstand zu komponieren.
Pollina ist sicher einer der charismatischsten und kreativsten europäischen Liedermacher unserer Zeit, den die Marburger Zuschauer verdient mit lang anhaltendem Applaus feiern und natürlich möglichst lang auf der Bühne halten wollen.