50 Jahre 68 – Die Revue
von den Revolutionsbeauftragten des Hessischen Landestheaters in Zusammenarbeit mit Peter Licht
Was ist geblieben von den 68ern? Wille und Wirkung der Studentenproteste der späten sechziger Jahre sind umstritten. Dabei bildet der Begriff der 68er eine Chiffre, deren Bedeutung doch unterschiedlich konnotiert wird – je nach Lage der Sympathie. In der Rückschau gilt die Zeit manchen als gescheiterte Kopfgeburt langhaariger Studenten oder als Wegbereiter terroristischer Verbrechen, anderen als Sinnbild für den Gang des Revolutionären durch die Institutionen hin zum angepassten, Agenda bestimmenden Establishment. Und wieder andere bewerten die Bewegung(en) als notwendigen und nicht zu unterschätzenden Wendepunkt der Geschichte vom miefigen Nachkriegsdeutschland hin zu liberalen, offenen Berliner Republik. Mittlerweile ist auch der letzte “Alt-68er” im öffentlichen Dienst pensioniert, in Klassenzimmern werden Geschichte und Deutsch von Kinder- und Enkelgenerationen unterrichtet, die in überwiegend protestfreien Zeiten erwachsen wurden. Umso faszinierender der Blick auf den Anfang: Da waren Menschen, die Geschichte machen wollten.
Da das Ringen um demokratische Emanzipation in erster Linie ein studentisches war, ist es nicht überraschend, dass das Universitätsstädtchen Marburg zu einem zentralen Ort der Konfrontation wurde. Auch unter den Talaren der Philipps-Universität müffelte es noch streng gestrig. Hier standen sich das Weltbild der konservativen Verfasser und Verfechter des “Marburger Manifests” und das der “Marburger Schule” um Wolfgang Abendroth gegenüber. Theorie war sexy, Sit-Ins, Schweigemärsche und Diskurs wurden ebenso von Marx und Engels befruchtet wie vom frischen intellektuellen Wind, der aus Frankreich herüberwehte, während darüber philosophiert wurde, wie man den revolutionären Geist auf die Arbeiterschaft übertragen könne. Bis heute sind Marburg und seine Universität stark von diesen Auseinandersetzungen geprägt. Es gibt also genug “Stoff” für eine Revue, die gemeinsam mit Zeitzeugen, Marburger Chören und Legenden auf der Bühne des Erwin-Piscator-Hauses zur Aufführung kommt. Das Team des Hessischen Landestheaters erfährt dabei Unterstützung von dem Musiker und Autor PeterLicht. Der geniale Avantgardist der deutschen Popkultur trägt Texte und Lieder bei. Wir würdigen die 68er gemeinsam mit dem Künstler, der verantwortlich zeichnet für eine der Hymnen der 2000er Jahre:
Der Kapitalismus, der alte Schlawiner
Is uns lang genug auf der Tasche gelegen
Vorbei vorhorbei vorbei vorbei
Jetzt isser endlich vorbei
Mit freundlicher Unterstützung der Universitätsstadt Marburg
Spielstätte: Erwin-Piscator-Haus